Nachruf Barbara Stamm
VBarbara Stamm, was für eine besondere Frau, warmherzig und kämpferisch, dann, wenn es darum ging, Bedingungen für Menschen zu verbessern. Ehrlich, authentisch, voll tiefer Menschlichkeit.
Unerbittlich – vor allem in ihrer Fürsorge für die verwahrlosten, verlassenen Kinder in den unbarmherzigen Heimen des einstigen rumänischen Diktators Ceausescu. Alle waren sie fast verhungert, ihre Seelen sowieso, viele an Aids erkrankt, behindert.

Frau Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm ist am 29.07.2022 in Bukarest von Staatspräsident Klaus Werner Johannis mit dem Orden für „Verdienste für die Förderung der Menschenrechte und soziales Engagement“ in der höchsten Stufe ausgezeichnet worden.
Damit würdigte der Staatspräsident von Rumänien sowohl ihren besonderen Beitrag zur Konsolidierung der bilateralen deutsch-rumänischen Beziehungen als auch ihr langjähriges Engagement in sozialen und humanitären Projekten in Rumänien. Nach der Auszeichnung mit dem Kommandeursgrad des rumänischen Nationalordens „Stern von Rumänien“ im Jahr 2018 ist dies die zweite hohe Auszeichnung als Zeichen der Anerkennung und Würdigung ihrer politischen Tätigkeit, ihres besonderen Beitrags zur Förderung der bayerisch-rumänischen Beziehungen und ihres sozialen und humanitären Engagements.
Barbara Stamm dankte dem Staatspräsidenten für die hohe Auszeichnung, „weil die Völkerverständigung und die guten Beziehungen – was Deutschland, Bayern und Rumänien anbelangt – nur möglich sind, wenn man auf einer guten Freundschaft unterwegs ist.“ Und die ehemalige Landtagspräsidentin ergänzte: „Von Anfang an waren wir überzeugt, dass Rumänien in die EU aufgenommen werden muss, und die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig dieser Schritt für das Land und die Menschen war.“
Als Staatssekretärin im Bayerischen Sozialministerium erhielt Barbara Stamm 1990 durch Beschluss des Bayerischen Landtags den Auftrag, ein Hilfswerk für Rumänien aufzubauen. Seither haben viele Menschen in Not durch ihr Wirken Hilfe und Unterstützung erfahren können. Gerade für die sozial Schwächeren konnte durch die Tätigkeit der Bayerischen Rumänienhilfe viel bewegt und insbesondere humanitäre Hilfe für Kinder in Rumänien geleistet werden. In fast hundert Besuchen vor Ort konnte die „gute Seele der bayerisch-rumänischen Freundschaft“, wie Barbara Stamm einmal anerkennend von rumänischer Seite genannt wurde, nicht nur ihre große Verbundenheit mit Land und Leuten unter Beweis stellen, sondern auch gerade in schwierigen Zeiten vieles im bilateralen deutsch-rumänischen Dialog möglich machen.
Die Aktivitäten unserer Stiftung
Stiftungsprojekte

Bericht Herrmannstadt
Vom 10. – 13. Juli 2014 reiste das Team unserer Stiftung aus Herrmannstadt in die Region Moldau um zwei Einrichtungen zu besuchen, die exemplarisch für die soziale Assistenz in Rumänien stehen:

After School
Aufgrund der prekären sozialen Situation in der Familie müssen viele Kinder nach der Schule Stunden auf der Straße verbringen, ohne ihren Unterricht zu machen oder in der Schule abwesend zu sein.

Häusliche Altenpflege
Der Beruf zum häuslichen Altenpfleger ist ein eigenständiger Beruf, der Selbständigkeit, Kreativität und Menschlichkeit der Pfleger voraussetzt.

Arbeits-gemeinschaft für Soziale Assistenz in Rumänien
In den vergangenen Jahren entwickelte sich die wirtschaftliche Situation Rumäniens deutlich nach oben.
Pastraveni 1990
Am 22. Dezember 1989 wurde in Rumänien das Ceausescu-Regime gestürzt. Wenige Monate danach gingen die ersten Fernsehbilder um die Welt, die uns die menschenunwürdigen Zustände in den Kindergulags vor Augen führten.
In Pastraveni, einem Dorf im Nordosten Rumäniens, lebten 180 bis 250 behinderte Kinder in einfachsten Verhältnissen. Jährlich starben durchschnittlich 50% der Bewohner an Hunger, Infektionen oder wegen fehlender Zuwendung. Sie machten so Platz für die Neuen, die von den Kommissionen in den Bezirken inkurabel, d. h. als unrettbar, selektiert und nach Pastraveni neu eingewiesen wurden.
Als wir im Jahre 1990 nach Pastraveni kamen, mussten wir Unbeschreibliches erleben. Oft teilten sich drei oder vier Kinder ein Lager, das die Bezeichnung „Bett“ nicht verdiente.
Projekt „HILFEN FÜR EU-WAISEN UND KINDER ALLEINERZIEHENDER MÜTTER“ in den Jahren 2014 bis 2016
In Rumänien erleben wir verstärkt eine neue Form von menschlicher Verelendung und Hoffnungslosigkeit. Dieses betrifft Kinder jeden Alters, deren Eltern zum Arbeiten ins Ausland ziehen. Die Kinder bleiben bei Verwandten, bei Nachbarn, und oft auch sich selbst überlassen zurück.
Die Kinder verwahrlosen aufgrund des Desinteresses oder der völligen Überforderung der Aufsichtspersonen, die Eltern kommen selten oder gar nicht mehr zu Besuch, schicken oft auch kein Geld mehr, da ihr Verdienst im Ausland bei weitem nicht ihren Erwartungen entspricht. Es bleibt ein Leben auf der Straße, ein unregelmäßiger Schulbesuch, der Weg in die Verelendung und Kriminalität ist zwangsläufig. Dazu kommen Drogen, Prostitution und gar Menschenhandel.
Die rumänischen Behörden haben das Problem zwar erkannt, es passiert aber wenig bis gar nichts.
Im Rahmen unserer Partner-Stiftung Hecuba in Iasi werden bereits alleinerziehende Mütter und Kinder von der Straße aufgenommen. Auch diese Kinder benötigen aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen spezielle Therapie und Förderung.