“Hermannstädter Erklärung“ zur sozialen Situation von Menschen mit Betreuungs-und Versorgungsbedarf in Rumänien
In den vergangenen Jahren entwickelte sich die wirtschaftliche Situation Rumäniens deutlich nach oben. Der Lebensstandard vieler Menschen im Lande stieg überdurchschnittlich im europäischen Vergleich.
Dem gegenüber veränderte sich die Situation und damit die Lebensqualität von Kindern, Erwachsenen und alten Menschen aus sozialen Randgruppen mit Betreuungsbedarf nur zögerlich oder stagnierte sogar. Inländische und ausländische Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mildern seit 1989 die soziale Not mit eigenen Mitteln.
Dies ist nach wie vor wichtig, da sich auch neue, zusätzliche Problematiken entwickelt haben und noch entwickeln, welche die Gesellschaftsstruktur deutlich verändern. So etwa muss eine große Anzahl alter Menschen, aber auch Kinder aufgefangen werden, weil sie allein gelassen sind. Die für die Versorgung zuständigen Familienmitglieder sind ins Ausland abgewandert.
Die bisherigen Regierungen und deren Verwaltungsstrukturen sind bis heute nicht in der Lage, Finanzmittel der Europäischen Union im Sozial- und Bildungsbereich abzurufen und zweckgebunden für die Bedürftigen einzusetzen. Statt dessen fließen die Gelder zu einem Großteil nach Brüssel zurück.
Die Regionalisierung und damit die Dezentralisierung der Hilfen über die Strukturfonds und den Europäischen Sozialfond greift zögerlich, scheint eher unerwünscht. Nichtregierungsorganisationen bleiben entgegen den Zielsetzungen der Europäischen Union weitgehend außerhalb der Entscheidungsprozesse. Der zentrale Dirigismus aus Bukarest blockiert sowohl im Sozialbereich als auch im Bildungsbereich notwendige Reformen.
Aufgrund der daraus resultierenden Unzufriedenheit innerhalb vieler NGOs gründeten am 29. März 2009 mehr als 28 im Sozial- und Bildungsbereich tätigen Organisationen aus vielen Regionen des Landes eine Arbeitsgemeinschaft für Soziale Assistenz in Rumänien. Die Ziele sind vor allem eine Vernetzung der Zusammenarbeit, die Formulierung sozialpolitischer Ziele und die Vertretung gemeinsamer Anliegen gegenüber Staat und Gesellschaft im Interesse der bedürftigen Menschen Rumäniens. Wir suchen eine konstruktive und fachliche Zusammenarbeit auch mit staatlichen Stellen mit dem Ziel, die soziale und gesellschaftspolitische Situation im Lande zu verbessern.